"Der Arbeitsmarkt ist ein Motor der Integration", betont Heinz Faßmann.
"Der Arbeitsmarkt ist ein Motor der Integration", betont Heinz Faßmann.
Integrationsexperte Heinz Faßmann: "Asylberechtigte haben Zugang zur bedarfsorientierten Mindestsicherung. Wenn die Arbeitsmarktintegration nicht gelingt, haben wir in Österreich eine sozialpolitische Verteilungsdiskussion."
Der Migrations- und Integrationsexperte Heinz Faßmann wies in seinem Vortrag beim ersten diözesanen Integrationstag auf das Potenzial der Zuwanderer aufgrund deren demographischen Struktur hin: "Die Asylwerber gehören zu den jungen Altersgruppen. Eine Chance für das Land: Hier kommen Menschen, die auch erwerbstätig sein können. Flüchtlinge können eine Entlastung des Alterungsprozesses der heimischen Bevölkerung bedeuten, wenn die sogenannten Babyboomer, die in den Jahren 1960 bis 1965 Geborenen, in Pension gehen."
Eine Belastung sieht Universitätsprofessor Faßmann darin, dass die Asylbewerber eine doch geringe Qualifikation aufweisen. "Beim Arbeitsmarktservice registrierte Syrer haben zu 65 Prozent Pflichtschulabschluss und nur zu sieben Prozent eine höhere Qualifikation. 90 Prozent der Flüchtlinge aus Afghanistan haben nur die Pflichtschule besucht." Das mache die Arbeitsmarktintegration schwierig, betonte Heinz Faßmann, aber diese müsse vorrangig angegangen werden: "Asylberechtigte haben Zugang zur bedarfsorientierten Mindestsicherung. Wenn es nicht gelingt, die Integration sicherzustellen, haben wir mit Sicherheit eine sozialpolitische Verteilungsdiskussion: 'Warum zahlen wir ein und die Anderen bekommen etwas heraus?'"
Für Österreich gibt Faßmann den Rat, eine rasche Entscheidung über Asylanträge zu treffen. "Die Menschen haben es sich verdient, Klarheit zu bekommen, ob sie bleiben können oder nicht." Das Verzögern von Asylverfahren, um damit die Attraktivität zu senken, sei für ihn nicht der richtige Weg. Qualifizierungsmaßnahmen für Asylbewerber hätten für ihn nur Sinn, wenn eine hohe Bleibewahrscheinlichkeit gegeben wäre, wie etwa bei syrischen Flüchtlingen. Er fordert eine intensive berufliche Qualifizierung der Menschen mit dauerhafter Bleibeberechtigung und eine rasche Aufnahme der Erwerbsarbeit für Männer und Frauen, "weil der Arbeitsmarkt ein Motor der Integration ist."
In Richtung europäische Politik sagte Heinz Faßmann: "Die humanitäre Aufgabe ist wahrzunehmen: Asyl ist völker- und menschenrechtlich abgesichert. Wir brauchen aber die Rückkehr zur geregelten Durchführung der Asylprozedur, zum gemeinsamen europäischen Asylsystem, denn das ist gesellschaftlich und politisch notwendig." Langfristig gesehen müsse man sich zur Europäisierung des Asylsystems und nicht zur Nationalisierung hinbewegen. "Das heißt, es herrschen mehr europäische Standards. Es ist sachlich nicht zu argumentieren, warum manche Asylwerber aus manchen Herkunftsstaaten in Finnland diese Anerkennungsquote haben und in Italien eine andere. Das kann nur an der nationalen Praxis der Anerkennung von Fluchtursachen liegen und das gehört sehr viel stärker standardisiert."
Für allgemeine Fragen zu Asylrecht, Integration und Hilfsangeboten:
www.caritas-wien.at/hilfe-angebote/asyl-integration/beratung-fuer-asylwerberinnen/
Asylhilfe Überblick Österreichweit
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