Generell schwer dingfest zu machen: Die Hintermänner des organisierten „Frauenhandels".
Generell schwer dingfest zu machen: Die Hintermänner des organisierten „Frauenhandels".
Die Leiterin der Caritas Socialis,
Sr. Susanne Krendelsberger, im Gespräch.
Sie sind stv. Obfrau des Vereins „SOLWODI“. Was heißt „SOLWODI“, was macht der Verein?
Krendelsberger: „Solwodi“ bedeutet „Solidarity with Women in Distress“. Der Verein „SOLWODI Österreich – Solidarität mit Frauen in Not“ – wurde im Juli 2012 von 6 Ordensgemeinschaften gegründet – der Caritas Socialis, der Congregatio Jesu, dem Institut der Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens, der Kongregation der Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Wien-Gumpendorf, den Salvatorianerinnen und der Missionskongregation der Dienerinnen des Heiligen Geistes. Der Verein hat im Oktober 2012 eine Schutzwohnung eröffnet, in der derzeit sieben Frauen und sieben Kleinkinder wohnen. Das Ziel ist es, Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt und Menschenhandel sind und in der Zwangsprostitution sexuell ausgebeutet werden, einen geschützten Rahmen zu bieten, in dem Lebensperspektiven wachsen können.
Wien ist eines der Zentren des organisierten Menschenhandels. Was kann da „SOLWODI“ bewirken?
Krendelsberger: Die Stadt Wien ist seit langem Zielpunkt, aber auch Knotenpunkt für Menschenhändler. Der Bedarf an einer gesicherten Unterbringung und Betreuung von Frauen und Mädchen, die von Menschenhandel und Zwangsprostitution betroffen sind, ist groß. SOLWODI erhält Anfragen von Frauen mit Kleinkindern, die schon Schritte unternommen hatten, aus der Prostitution auszusteigen, jedoch mangels anderer Verdienstmöglichkeiten wieder dort gelandet sind.
In der Schutzwohnung sind die Mitarbeiterinnen von SOLWODI Österreich den Frauen behilflich, Deutsch zu lernen, die nötigen Papiere für ihren Aufenthaltstitel zu erhalten, unterstützen sie bei der Erziehung und der Betreuung ihres Kindes und wirken in vielen Gesprächen auf die psychische Stabilisierung ein. Opfer von Frauenhandel werden von verschiedenen Hilfsorganisationen an uns vermittelt, die direkt oder indirekt mit Frauen, die Opfer von Gewalt sind, zusammentreffen.
Was muss die Politik gegen die Ausbeutung dieser Frauen tun?
Krendelsberger: Ausbau der Betreuung, bessere Finanzierung durch die öffentliche Hand. Beschleunigung des Asylverfahrens: Aufgrund ihrer schwierigen Geschichte haben die Frauen große Angst, in ihr Ursprungsland abgeschoben zu werden und können ihr Trauma nur schwer aufarbeiten. Bessere Bildungsmöglichkeiten: Frauen, die Opfer von Frauenhandel sind, haben meist in ihrer Heimat keine bis wenig Schulbildung erhalten. Zugang zum Arbeitsmarkt: Der Verdienst, den die Frauen durch die Prostitution erhalten und sei er noch so klein, schafft Überlebensmöglichkeit – ihnen selbst und ihren Familien in der Heimat. Ein legaler Zugang zum Arbeitsmarkt eröffnet alternative Verdienstmöglichkeiten.
Was hätte Hildegard Burjan gegen den Menschenhandel unternommen?
Krendelsberger: Hildegard Burjan hätte zuerst eine Schutzwohnung gegründet, sie wäre aber auch auf die Straßen gegangen und hätte Kontakt mit den betroffenen Frauen gesucht. Sie wäre als Streetworkerin tätig geworden, sie hätte aber auch die Situation der Frauen in den Ursprungsländern kennengelernt und sich dafür eingesetzt, bessere Lebensmöglichkeiten (Arbeitsstellen, Lebensmittelausgabestellen, Mittagstische ... ) vor Ort zu schaffen. Sie hätte sich neben ihrem sozialen Engagement auch politisch dafür eingesetzt, die Rahmenbedingungen für die Opfer von Menschenhandel zu verbessern und gezielt gegen Täter vorzugehen. Sie hätte involvierte staatliche Behörden und private Initiativen an einen Tisch gebracht und gut vernetzt gearbeitet.
Sie wäre stolz auf die Vernetzung der sechs Ordensgemeinschaften bei „SOLWODI Österreich“. Besonders wichtig wäre ihr die Bewusstseinsbildung zu diesem „himmelschreienden Missstand“ in unserer Gesellschaft am Herzen gelegen. Wahrscheinlich hätte sie mit Charme und Entschlossenheit Geld für ihre Initiativen aufgetrieben.
Spenden für „SOLWODI“: IBAN: AT55 3200 0000 1162 4640, BIC: RLNWATWW.
Interview: Stefan Kronthaler
Caritas Socialis-Schwesterngemeinschaft - Beratungsdienst
Der Verein „SOLWODI Österreich – Solidarität mit Frauen in Not“ (Solidarity with Women in Distress)