Gebet und Arbeit helfen beim Überwinden der Drogensucht - hier in der Recycling-Fabrik der Fazenda.
Gebet und Arbeit helfen beim Überwinden der Drogensucht - hier in der Recycling-Fabrik der Fazenda.
Wie viele seiner Freunde hat Marcelo jahrelang harte Drogen konsumiert. Er feierte die Nächte durch, putschte sich mit Kokain auf und landete schließlich bei einer der mörderischsten Drogen: Crack. Dieses Suchtmittel gilt als „Teufelsdroge“ und als „Droge der Armen“, denn es wird aus den Überresten der Kokainraffination leicht und billig hergestellt. Es kostet nur einen Bruchteil des Kokains und ist daher überall in Brasilien verbreitet.
Marcelo hatte keinen wirklichen Grund, Drogen zu nehmen: Eine hübsche Ehefrau, zwei Kinder und ein gut bezahlter Job als Finanz-Controller bei TV Globo, dem größten staatlichen Fernsehsender Brasiliens, ermöglichten ihm ein Leben im Wohlstand. Marcelo besaß eigentlich alles, um glücklich zu sein. Und dennoch fehlte ihm etwas. Er spürte eine Leere, die er mit Kokain, der beliebten Partydroge der Reichen, zu füllen begann. Eine Zeitlang suchte er nach der anstrengenden Arbeit einen Ausgleich auf nächtelangen Partys mit Kokain, dann kam der Absturz mit Crack. Er konnte sich nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren, verlor seinen Job und vernachlässigte seine Familie. Menschen, die Crack konsumieren, laufen wie Zombies durch die Straßen und haben nur eines im Sinn: „Wie beschaffe ich mir am schnellsten die nächste Dosis?“ Die meisten „Cracker“ sterben bereits nach einem Monat an den Folgen des Drogenkonsums.
Es wäre auch das sichere Ende von Marcelo gewesen, hätte er nicht durch seine Frau von der „Fazenda da Esperança“ erfahren, einer kirchlichen Lebensgemeinschaft, in der ausgeschlossenen oder vernachlässigten Menschen, und im Besonderen auch vielen Drogensüchtigen der Neuanfang gelingt. Dieser „Bauernhof der Hoffnung“ liegt am Stadtrand von Guaratinguetá, genau auf halbem Weg zwischen Rio de Janeiro und São Paulo.
„Etwa 80 Prozent der Drogensüchtigen, die ein Jahr auf unserer Fazenda verbringen, schaffen es, mit Hilfe des Gebetes und der täglichen Arbeit ein neues Leben zu beginnen, ohne rückfällig zu werden. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass mehr als 90 Prozent unserer Bewohner ehemalige Crack-Konsumenten sind“, erklärt Pater Hans Stapel, der Gründer der Fazenda, der auf Portugiesisch „Frei Hans“ genannt wird. Keines der staatlich finanzierten Drogenentzugsprogramme könne diese hohe Erfolgsquote aufweisen, erzählt der Missionar aus Paderborn, der seit den 1970er Jahren in Brasilien lebt.
Laut einer Studie der Universität von São Paulo ist Brasilien der weltweit größte Markt für Crack und der zweitgrößte für Kokain. Sechs Millionen Brasilianer haben demnach bereits einmal Kokain probiert, während etwa drei Millionen süchtig nach Crack sind.
Durch das Leben auf der Fazenda hat sich auch Marcelos Leben innerhalb von drei Monaten völlig verändert: Die manuelle Arbeit und der Sport haben ihm neue Kräfte verliehen. Marcelo stellt sich mit neuer Motivation wieder den Herausforderungen. Täglich schwimmt er einige Längen im Schwimmbad und spaziert knapp vier Kilometer zum Bauernhof in Pedrinhas, wo er beim Melken der Kühe mithilft. Dort hört er sich auch spirituelle und psychologische Vorträge über ein Leben ohne Drogen an. Die Abende verbringt Marcelo mit den anderen Mitbewohnern vor dem Allerheiligsten in der Kapelle. Hier im Gebet erfährt Marcelo die lebendige Präsenz Jesu. Wie bei den anderen geschieht auch bei Marcelo ein Heilungsprozess, der ihn innerlich verwandelt und ihn allmählich zurück ins Leben führt.
Die barmherzige Liebe Gottes, die Marcelo im täglichen Gebet erfährt, das Angenommensein durch die anderen Mitbewohner trotz all seiner Schwächen, und auch die Gewissheit, diesen Weg der Rückkehr ins Leben nicht alleine gehen zu müssen, haben ihn darüber hinaus wieder sensibel gemacht für die Bedürfnisse und die Nöte der anderen.
Heute strahlt Marcelo wieder. Er hat in seinem Leben einen neuen Sinn gefunden. Der 38-jährige Familienvater führt Tagebuch über seine Erfahrungen während der „Rekuperation“ – so nennt Frei Hans den einjährigen Entwöhnungsprozess von den Drogen – und zeigt stolz das Foto seiner Familie her: „Meine Frau und meine Kinder sind mein Ein und Alles. Sie sind meine ganze Freude“, beteuert er mit einem breiten Lächeln. Einmal im Monat, an den Besucher-Sonntagen, kommt seine Familie aus São Paulo für ein paar Stunden auf die Fazenda. Seine Frau sei stolz auf ihn und die Fortschritte, die er in den vergangenen drei Monaten gemacht hat, erklärt Marcelo, der sich schon nach der nächsten Begegnung mit seinen Kindern sehnt. In ein paar Wochen wird Marcelo von der Fazenda in Pedrinhas, wo die Drogensüchtigen in völliger Abgeschiedenheit die ersten Monate verbringen, in die Fazenda in Guaratinguetá übersiedeln und dort die restliche Zeit seines Entzugsjahres in einer Fabrikhalle arbeiten. Die Männer stellen dort aus recyceltem Plastik Möbel und Flaschen her, die sie, gefüllt mit Mineralwasser, als exklusives Getränk der Fazenda in der ganzen Region verkaufen.
Der wesentliche Impuls zur Gründung der „Familie der Hoffnung“ ging, neben Frei Hans, vor allem von Nelson Giovanelli Rosendo dos Santos aus: Der gottgeweihte Laie besuchte als Jugendlicher eine Gebetsgruppe von Frei Hans. Inspiriert von den Worten des Franziskanerpaters, jeden Tag einen Satz des Evangeliums in die Tat umzusetzen, begann er als 17-Jähriger damit, junge Drogensüchtige an einer Straßenecke von Guaratinguetá anzusprechen. Das war im Jahre 1983. „An einem Tag meditierte ich den Satz des heiligen Paulus,
‚Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen‘ (Kor 9,22).
Ich entschied mich, einen der Drogensüchtigen an der Straßenecke anzusprechen und ihn zu bitten, mir zu zeigen, wie er die Armbänder, die er trägt, knüpft.“ Der Süchtige war erstaunt darüber, dass Nelson bei ihm nicht Drogen kaufen wollte, sondern sich für seine Person interessierte. Er fing an, Nelson aus seinem Leben zu erzählen, und am Ende des Gesprächs sagte er zu ihm: „Es ist das erste Mal, dass ich einem wirklichen Freund begegnet bin.“ Auf dem Heimweg verspürte Nelson eine so große Freude wie nie zuvor in seinem Leben. Daraufhin begann er, jeden Tag seinen neuen Freund an jener Straßenecke aufzusuchen und lernte so die ganze Gruppe dort kennen. Allmählich entwickelte sich zwischen ihnen eine Beziehung des Respekts und des Vertrauens.
„Eines Tages kam Antônio, einer der drogensüchtigen Jugendlichen, auf mich zu und schüttete mir sein Herz aus. Er sagte, dass er nicht mehr so weiterleben wolle und bat mich, ihn zu mir zu nehmen“, erzählt Nelson. „Die Zeit war reif, ihm zu erklären, was mich zu meinem Handeln bewegte. Ich lud Antônio ein, mir in die Kirche zu folgen und Frei Hans und unsere Gebetsgruppe kennenzulernen.“ Antônio war bereit für diese Begegnung. So begann er, Schritt für Schritt das Evangelium zu leben.
„Das machte natürlich den Rest der Gruppe neugierig, und so folgte uns mit der Zeit einer nach dem anderen“, berichtet Nelson. Schließlich gelang es ihm, ein Haus für die Drogensüchtigen zu mieten. „Wir wollten dort wie die ersten christlichen Gemeinschaften leben. Für mich war dieses Abenteuer ein besonderer geistlicher Weg mit unvorstellbaren Konsequenzen.“ Niemals hätte sich Nelson damals den Zulauf so vieler Drogensüchtiger im Laufe der Jahre vorstellen können. „Ich habe anfangs viel Widerstand erlebt. Aber die Erfüllung, die ich spürte, die innere Freude und auch die überzeugenden Tatsachen gaben mir die Gewissheit, dass das der Weg war, den ich gehen musste. Es war ein Plan Gottes, der sich verwirklichte.“ Und tatsächlich wirkte Gott Wunder.
Bald entstand am Stadtrand von Guaratinguetá die erste Fazenda mit mehreren Häusern. Dort leben auch heute Süchtige in Gemeinschaft und beten miteinander, während ein jeder eine Aufgabe auf der Fazenda übernimmt. Seither ist tausenden Süchtigen in den vielen Niederlassungen der Fazenda ein Ausstieg aus der Teufelsspirale gelungen.
Viele der Geheilten entschließen sich, nach dem Entwöhnungsjahr noch eine Zeit als Volontäre in einer der Fazendas anzuhängen. Sie leiten Hausgemeinschaften, helfen den Neuankömmlingen, sich im neuen Umfeld zurechtzufinden, sie besuchen psychologische Kurse und lernen, ihren Glauben zu vertiefen und ihn an andere weiterzugeben.
Seit 1987 gibt es neben der Männer-Fazenda am Stadtrand von Guaratinguetá auch eine Frauen-Fazenda, die von Nelsons Tante Luci ins Leben gerufen wurde. Seit ihrem 21. Lebensjahr widmet sie sich mit ihrer Freundin Iraci den drogensüchtigen Frauen. Auch die Frauen-Fazendas haben sich mittlerweile an mehreren Orten der Welt ausgebreitet.
Tanja aus Moskau kümmert sich seit zwei Jahren als freiwillige Helferin um die Frauen. „Während meiner eigenen Entwöhnungszeit war ich vor allem damit beschäftigt, von den Drogen loszukommen und brasilianisches Portugiesisch zu lernen. Ich konnte mich daher noch nicht so sehr auf das spirituelle Angebot in der Fazenda konzentrieren“, erzählt die 28-jährige Russin. Nach ihrem Entzugsjahr kehrte sie 2009 wieder nach Moskau zurück.
„Dort traf ich meinen alten Freund, der noch immer im kriminellen Drogenmilieu unterwegs war. Trotz aller Bemühungen begann ich wieder Drogen zu nehmen.“ Nach zwei Wochen stand für Tanja fest: Sie will diese Art des Lebens nicht mehr führen. Tanja trennte sich von ihrem Freund und fand in Moskau eine Anstellung als Sekretärin. „Ich verdiente viel Geld und bekam bald vier weitere Angebote. Doch ich merkte, dass mich die Arbeit nicht mehr ausfüllte. Ich sehnte mich nach der Fazenda und den Menschen in Brasilien. Also kehrte ich wieder dorthin zurück.“ Seither hat Tanja ihren Frieden wiedergefunden. Sie freut sich besonders über die spirituelle Vertiefung: „Ich lerne viel über den Glauben und erlebe eine Liebe, die alles übersteigt. Hoffentlich kann ich diese Erfahrung den Menschen in Russland weitergeben.“ In einem Monat fährt Tanja nach Moskau zurück. Ihren Ex-Freund wird sie nicht mehr treffen, aber sie will sich in Zukunft für diejenigen einsetzen, die zur Droge greifen.
Dieser Text ist der Zeitschrift "alle welt" der Päpstlichen Missionswerke entnommen.
Im Auftrag von Missio, den Päpstlichen Missionswerken in Österreich, war Marie Czernin im Mai 2013 in Brasilien.
Impressionen aus dem Leben der Bewohner des Fazenda da Esperança (dt: Bauernhof der Hoffnung).
Dieser Text ist aus der Zeitschrift "alle welt" der Päpstlichen Missionswerke entnommen. Wenn Sie alle welt für nur € 12,- Mindestspende pro Jahr (6 Ausgaben) bestellen möchten, wenden Sie sich bitte an:
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Im Frühjahr 2012 kündigte die brasilianische Regierung an, mehr als 1,5 Milliarden Euro in die Drogenbekämpfung zu stecken. Denn in den zurückliegenden Jahren ist Brasilien zum weltweit größten Verbraucher von Crack und zweitgrößten von Kokain geworden. Mobile Straßen-Teams, bestehend aus Ärzten, Therapeuten und Sozialarbeitern sollen das Vertrauen der Drogenabhängigen gewinnen und sie zur Entzugstherapie überreden. Noch größere Erfolge bei der Therapie von Süchtigen als die staatlichen Projekte kann die „Fazenda da Esperança“ vorweisen.
Die Gründung der „Fazenda da Esperança“ geht auf den deutschen Franziskanerpater Hans Stapel und auf Nelson Giovanelli Rosendo dos Santos zurück. Gemeinsam begannen sie im Jahre 1983 sich um die Drogensüchtigen in ihrer Stadt Guaratinguetá zu kümmern. Fünf Jahre später entstand die erste Fazenda für drogensüchtige Frauen. Inzwischen gibt es weltweit mehr als 70 Fazendas. Allein in Brasilien gibt es 40 Niederlassungen. Am 24. Mai 2010 wurde die „Familie der Hoffnung“ von Papst Benedikt XVI. offiziell als geistliche Gemeinschaft anerkannt.
P. Hans Stapel: „Nur die Liebe Gottes kann die tiefen Verwundungen in den Seelen der Drogensüchtigen heilen.“
Papst Benedikt XVI. besuchte im Jahr 2007 auf seiner Brasilienreise die „Fazenda da Esperança“. Die Begegnung mit den vielen geheilten Jugendlichen und jenen, die noch auf Entzugskur waren, bewegte ihn sichtlich. Die Verantwortlichen der Fazenda sollen „Botschafter der Hoffnung“ sein und die Liebe Gottes in die Welt hinaustragen, unterstrich der Papst damals. „Seit dem Besuch von Papst Benedikt haben sich unsere ,Bauernhöfe der Hoffnung‘ in Brasilien verdoppelt und auch in vielen Teilen der Welt ausgebreitet,“ erzählt Frei Hans. Heute gibt es mehr als 70 Fazendas weltweit, allein in Brasilien sind es mehr als 40.
Liebe Freunde und Freundinnen!
Endlich bin ich hier in der »Fazenda da Esperança«!
1. Mit besonderer Zuneigung grüße ich Pater Hans Stapel, den Gründer des Sozialwerks »Nossa Senhora da Glória«, das auch unter dem Namen »Fazenda da Esperança« bekannt ist. Vor allem möchte ich mich zusammen mit euch darüber freuen, daß ihr an das Ideal des Guten und des Friedens geglaubt habt, das diesen Ort kennzeichnet.
Euch allen, die ihr noch in der Phase der Entwöhnung seid, sowie auch denen, denen es wieder gut geht, den freiwilligen Helfern, den Familien, den ehemaligen Bewohnern und den Wohltätern aller bei dieser Begegnung mit dem Papst vertretenen »Fazendas« möchte ich zurufen: Friede und Heil!
Ich weiß, daß hier die Vertreter verschiedener Länder zusammengekommen sind, in denen die »Fazenda da Esperança« Niederlassungen hat. Ihr seid hier, um den Papst zu sehen. Ihr seid gekommen, um das zu hören und aufzunehmen, was er euch sagen möchte.
2. Die Kirche von heute muß sich aufs neue dessen bewußt werden, daß sie die Aufgabe hat, der Welt die Stimme dessen hören zu lassen, der sagte: »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben« (Joh 8,12). Der Papst hat seinerseits den Auftrag, in den Herzen dieses Licht neu zu entzünden, das nicht getrübt wird, weil es das Innerste der Seelen erhellen will, die das wahre Gut und den Frieden suchen, den die Welt nicht geben kann. Ein solches Licht bedarf einzig eines Herzens, das offen ist für die Sehnsucht nach Gott. Gott übt keinen Zwang aus, er unterdrückt die individuelle Freiheit nicht; er fordert nur die Offenheit unseres Gewissens, jenes Heiligtums, in dem alle edelsten Wünsche, aber auch die ungeordneten Neigungen und Leidenschaften, welche die Botschaft des Allerhöchsten verdunkeln, verborgen sind.
3. »Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir« (Offb 3,20). Dies sind göttliche Worte, die in das Innerste der Seele eindringen und ihre tiefsten Wurzeln berühren.
In einem gewissen Augenblick des Lebens kommt Jesus und klopft leise an, tief im Innern der wohl geneigten Herzen. In eurem Fall hat er das durch einen Freund oder Priester getan, oder vielleicht auch durch eine Reihe von Fügungen, um euch verstehen zu lassen, daß ihr Gegenstand der Liebe Gottes seid. Durch die Institution, die euch Aufnahme gewährt, hat der Herr euch diese Erfahrung der körperlichen und geistlichen Regeneration möglich gemacht, die für euch und eure Familienangehörigen lebenswichtig ist. Infolgedessen erwartet die Gesellschaft, daß ihr es versteht, dieses wertvolle Gut der Gesundheit unter den Freunden und den Mitgliedern der ganzen Gemeinschaft zu verbreiten.
Ihr müßt Botschafter der Hoffnung sein! Brasilien hat eine der markantesten Statistiken im Hinblick auf die Abhängigkeit von Drogen und Rauschgiften. Und Lateinamerika steht dem nicht nach. Daher fordere ich die Drogenhändler auf, über das Böse nachzudenken, das sie zahlreichen Jugendlichen und Erwachsenen aller sozialen Schichten zufügen: Gott wird sie für das, was sie getan haben, zur Rechenschaft ziehen. Die menschliche Würde darf nicht auf diese Weise mit Füßen getreten werden. Das verursachte Böse verdient dieselbe Verurteilung, die Jesus gegenüber denen aussprach, die die »Kleinsten«, die Bevorzugten Gottes, verführten (vgl. Mt 18,7–10).
4. Durch eine Therapie, die ärztliche, psychologische und pädagogische Betreuung, aber auch viel Gebet, manuelle Arbeit und Disziplin einschließt, ist es bereits zahlreichen, vor allem jungen Menschen gelungen, sich von der Abhängigkeit von chemischen Substanzen oder vom Alkohol zu befreien und den Sinn des Lebens wiederzuerlangen.
Ich möchte meine Wertschätzung für dieses Werk zum Ausdruck bringen, dessen geistliches Fundament das Charisma des hl. Franziskus und die Spiritualität der Fokolarbewegung ist.
Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft ist zweifellos ein Beweis für die Wirksamkeit eurer Initiative. Was aber die meiste Aufmerksamkeit weckt und den Wert der Arbeit bestätigt, sind die Bekehrungen, das Zurückfinden zu Gott und die aktive Teilnahme am kirchlichen Leben. Es genügt nicht, allein den Leib zu pflegen; es muß die Seele mit den wertvollsten göttlichen Gaben geschmückt werden, die wir in der Taufe empfangen haben.
Danken wir Gott dafür, daß er so viele Seelen mit Hilfe des Sakraments der Vergebung und der Feier der Eucharistie auf den Weg einer erneuerten Hoffnung geführt hat.
5. Liebe Freunde, ich kann mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, um auch all jenen zu danken, die materiell und spirituell mitarbeiten, um dem Sozialwerk »Nossa Senhora da Glória« Kontinuität zu verleihen. Gott segne P. Hans Stapel und Nelson Giovanelli Ros, die seinem Ruf gefolgt sind, euch ihr Leben zu widmen. Der Herr segne auch all jene, die in diesem Werk arbeiten: die geweihten Männer und Frauen, die freiwilligen Helfer und Helferinnen. Ein besonderer Segen geht auch an alle Freunde, die es unterstützen: an die Obrigkeiten, die Wohltäter und an alle, die Christus lieben, der in diesen seinen geliebten Kindern zugegen ist.
Mein Gedanke geht jetzt zu den vielen anderen Institutionen in aller Welt, die dafür arbeiten, diesen unseren Brüdern, die es in unserer Gesellschaft gibt und für die Gott eine besondere Vorliebe hat, das Leben, ein neues Leben, zurückzugeben. Ich denke auch an die vielen Gruppen der anonymen Alkoholiker und der anonymen Drogenabhängigen sowie an die Pastoral der Nüchternheit, die bereits in vielen Gemeinschaften arbeitet und ihre großherzige Unterstützung zugunsten des Lebens bietet.
6. Die Nähe des Heiligtums Unserer Lieben Frau von Aparecida gibt uns die Gewißheit, daß die »Fazenda da Esperança« unter ihrem Segen und mütterlichen Blick entstanden ist. Seit langem bitte ich die Mutter, Königin und Patronin Brasiliens, ihren Schutzmantel über jene auszubreiten, die an der V. Generalversammlung des lateinamerikanischen und karibischen Episkopats teilnehmen werden. Eure Anwesenheit stellt eine beachtenswerte Hilfe für den Erfolg dieser bedeutenden Versammlung dar. Legt eure Gebete, die Opfer und Entbehrungen auf den Altar der Kapelle in der Gewißheit, daß im heiligen Altarsakrament diese Opfergaben wie süßer Duft vor das Antlitz des Allerhöchsten zum Himmel steigen werden. Ich zähle auf eure Hilfe.
Der hl. Frei Galvão und die hl. Creszentia mögen über euch wachen und einen jeden von euch beschützen. Ich segne euch alle im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.