Wichtig ist hier Ehrlichkeit – und wenn es nur ein deutlicher Ausdruck der Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit angesichts eines im Moment fast unfassbaren Schicksalsschlages ist. Hier sagt ein fester Händedruck, eine Umarmung, oft mehr als alle Worte.
Wichtig ist hier Ehrlichkeit – und wenn es nur ein deutlicher Ausdruck der Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit angesichts eines im Moment fast unfassbaren Schicksalsschlages ist. Hier sagt ein fester Händedruck, eine Umarmung, oft mehr als alle Worte.
Interview mit Psychotherapeutin Brigitte Ettl über eine Kultur des Trauerns und wie Rituale helfen können.
Der christliche Glaube leistet einen unverzichtbaren Beitrag für eine Kultur des Trauerns und des Umgangs mit dem Tod, indem er die Frage nach den Toten und ihrem Schicksal wach hält. Wie gehen wir mit dem (sicheren) Tod um?
Ettl: Solange wir nicht durch den Tod eines uns bekannten oder sogar nahestehenden Menschen mit dem Thema Sterben-Tod-Trauer konfrontiert sind, beschäftigen wir uns kaum damit. Erst schwerere Erkrankungen, Todesfälle oder Feiertage wie Allerseelen konfrontieren uns wieder mit unserer eigenen Endlichkeit. Die Gefühle, die da hochkommen, sind vielfältig.
Viele Menschen haben Angst vor dem Sterben und vor allem vor der letzten Wegstrecke davor. Hier geht es zum einen um vielfältige Verluste – von liebgewonnenen Gewohnheiten, Tätigkeiten, Autonomie, Beziehungen.
Es geht aber auch um Angst vor Schmerzen, vor dem Alleinsein, vor Abhängigkeit von fremden Menschen.
In Gesprächen mit gläubigen Menschen höre ich oft, dass der Gedanke an den eigenen Tod dann schon wieder getragen ist von der nährenden Hoffnung auf Auferstehung, auf ein „Erleben“ des Reiches Gottes. Menschen, die das Geschenk des Glaubens nicht annehmen können, erlebe ich hier mitunter hilfloser. Hier stehen dann biologisch-rationale Erklärungsmodelle im Vordergrund. Die formulierte Gleichgültigkeit erscheint mir mitunter brüchig.
Was gehört zu einer Kultur der Trauer? Können wir noch trauern?
Ettl: Es sind uns in den letzten Jahrzehnten viele Trauer-Rituale abhanden gekommen. Die schwarzen Schleifen am Ärmel sind völlig aus dem Straßenbild verschwunden. Trauerkleidung trägt man meist nur noch zur Beerdigung.
Früher konnte man durch diese äußeren Zeichen auf den ersten Blick erkennen, dass dieser Mensch einen Verlust erlitten hat und in der Begegnung dann darauf entsprechend Rücksicht nehmen. Die Trauerzeit war auch äußerlich sichtbar und war damit auch eine gewisse „Schonzeit“.
Niemand hat erwartet, dass man in dieser Phase mit der gewohnten Leistungsfähigkeit agiert. Natürlich wurde daraus mitunter auch ein einschränkender Zwang. Doch die Rituale gaben auch Sicherheit.
Heute erlebe ich trauernde KlientInnen diesbezüglich oft sehr verunsichert. Sie können, aber sie müssen sich auch selbst entscheiden, und dafür ist in diesen Tagen oft kaum mehr die Kraft vorhanden.
Gemeinsame Gebetszeiten im Haus der Trauerfamilie oder in der Kirche rund um einen Todesfall gibt es fast nur noch im ländlichen Bereich und auch da immer weniger. Damit haben wir aber auch tröstliche Begegnungsmöglichkeiten verloren. Trauer ist heute über weite Strecken ein sehr einsamer Weg.
Die Einstellung zu Sterben und Tod hat sich gewandelt, die Unfähigkeit, mit Schmerz und Trauer umzugehen, ist gewachsen. Oft ist es schwer, Worte des Trostes zu finden, die von christlicher Hoffnung geprägt sind. Wir finden wir die richtigen Worte?
Ettl: Sobald ich innehalte, mir Zeit nehme, um über meine Beziehung zu dem verstorbenen Menschen nachzudenken bzw. mich in den Verlust einzufühlen, den der Trauernde erlitten hat, werden mir sicherlich auch passende Worte kommen.
Wichtig ist hier Ehrlichkeit – und wenn es nur ein deutlicher Ausdruck der Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit angesichts eines im Moment fast unfassbaren Schicksalsschlages ist. Hier sagt ein fester Händedruck, eine Umarmung, oft mehr als alle Worte.
Es ist wichtig, den Schmerz auszuhalten und sich nicht mit Phrasen „rauszureden“. Wichtig erscheint mir die Fürsorge in der Zeit nach der Beerdigung – da ist oft die ernst gemeinte Frage „Wie geht es dir?“ sehr heilsam, wenn dann Zeit zum Zuhören ist.
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Angebot der Kontaktstelle Trauer der Caritas -Wien
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Mo - Fr: 11.00 - 17.00 Uhr nach Vereinbarung bis 19.00 Uhr
Dr. jur. Brigitte Ettl
hat am Wiener Schwedenplatz eine Praxis für Psychotherapie, Wirtschaftscoaching und Mediation.
Tel: 0676/431 40 74 oder
Internet: www.brigitte-ettl.at
Nicht alleine in der Trauer sein
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