Weihbischof von Wien, Titularbischof von Hirina
*22. März 1933 +31. März 1994
Sein Leben
Geboren 1933 in Kirchberg am Wechsel (7 Geschwister), Studium der Theologie in Wien, 1957 Priesterweihe; bis 1969 Kaplan und Pfarrer in verschiedenen Gemeinden in Niederösterreich, 1969 bis 1987 Bischofsvikar für das Vikariat unter dem Wienerwald, seit 1977 Weihbischof der Erzdiözese Wien.
Der beliebte Weihbischof der Erzdiözese Wien (1977-1994) wurde in Kirchberg am Wechsel als eines von 8 Kindern geboren und besuchte das Knabenseminar Hollabrunn. Nach der Matura 1952 trat er in das Wiener Priesterseminar ein und studierte Theologie. Am 29. Juni 1957 wurde er zum Priester geweiht und war in den folgenden Jahren als Kaplan in Gerasdorf, Wien-Atzgersdorf und Puchberg am Schneeberg sowie als Studienpräfekt im Knabenseminar Hollabrunn tätig. 1962 wurde er Pfarrer von Piesting, 1971 Propstpfarrer von Wiener Neustadt.
Neben seiner Tätigkeit in der Pfarrseelsorge war er auf diözesaner Ebene seit 1969 als Bischofsvikar für das Vikariat unter dem Wienerwald im Einsatz (bis 1987). 1977 wurde er von Papst Paul VI. zum Weihbischof von Wien und Titularerzbischof von Hirina ernannt und am 20. November gemeinsam mit Helmut Krätzl im Wiener Stephansdom von Kardinal Franz König zum Bischof geweiht. Als Wahlspruch wählte er sich "Sorge um die Gemeinden".
Kämpfer für Gerechtigkeit und Anwalt der Armen
Am 27.März 1987 ernannte Erzbischof Hans Hermann Groer Weihbischof Florian Kuntner zum Bischofsvikar „für alle Anliegen der Mission und Entwicklungshilfe in der Erzdiözese Wien“. Kuntner war zu dieser Zeit bereits Vorsitzender der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission und Referatsbischof für Entwicklung und Mission in der Bischofskonferenz, was er auch bis zu seinem Tod blieb.
Zugleich mit Kuntners Ernennung nahm auch der Vorläufer des heutigen Referats Weltkirche – das „diözesane Amt für Mission und Entwicklungshilfe“ – seine Tätigkeit auf. Sein besonderer Auftrag: Alle Aktivitäten und Einrichtungen für Mission und Entwicklungshilfe in der Erzdiözese Wien zu konzentrieren und zu koordinieren und die von der Erzdiözese „bereitgestellten Geldmittel für Mission und Entwicklungshilfe“ zu verwalten. Die Gläubigen in der Erzdiözese, so ist im ersten Statut des Referats zu lesen , sollten „zum weltweiten Teilen in Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Weltkirche“ und zur Bildung von Aktionsgruppen motiviert werden.
Kuntner verstand sein Amt – wie auch seine weiteren Aufgaben u.a. als Präsident der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden ("Iustitia et Pax") und der österreichischen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" – als Anwaltschaft für weltweite Menschlichkeit und Solidarität. Sein großes Anliegen war es, persönliche Verbindungen und tragfähige Brücken zur Weltkirche, zu den Ärmsten in den Ländern des Südens aufzubauen. So entstanden in jener Zeit zahlreiche Partnerschaften, wie jene des Dekanats Wiener Neustadt mit der Prälatur Infanta auf den Philippinen. Kuntner reiste viel – er wollte in der persönlichen Begegnung die Solidarität der Ortskirche mit den Kirchen in der weiten Welt zum Ausdruck bringen.
Ebenso wichtig war für ihn ein ernsthaftes Wahrnehmen der christlichen und weltkirchlichen Verantwortung im eigenen Leben und im Leben der Erzdiözese: „Den Raum der Liebe bis zu den Enden der Erde hin auszuweiten“ als Auftrag für die Erzdiözese Wien war ein Beschluss der Diözesansynode, den Kuntner mit konkreten – auch finanziellen – Taten und Selbstverpflichtungen lebendig werden ließ: In freiwilliger „Selbstbesteuerung“ spendeten damals bis zu 300 Gläubige einen Teil ihres Einkommens für die Länder des Südens. Wenn Geld für Kirchenrenovierungen bei uns in die Hand genommen wurde, sollte nach dem Willen Kuntners ebensoviel zu den Armen in den Kirchen des Südens gelangen. In der Wiener Diözesansynode und im österreichischen synodalen Vorgang verpflichtete sich die Kirche, 2 % ihres ordentlichen Haushalts für die finanzielle Unterstützung der „Missionskirche“ und für Informations- und Bildungsarbeit im Bereich Weltkirche und Entwicklungsförderung zur Verfügung stellen.
Kuntner leitete das Referat bis zu seinem Tod am 30.3.1994, der durch eine Tropenkrankheit nach seiner letzten Reise zu den Menschen in den Kirchen des Südens mit verursacht wurde.