Bei einem informellen Gespräch im Bildungshaus Schloss Großrußbach am Dienstag, 14. Februar 2012, informierte Kardinal Christoph Schönborn die Dechanten des Vikariates Unter dem Manhartsberg der Erzdiözese Wien von der kommenden personellen Veränderung.
Es sei schon lange bekannt gewesen, dass mit Auslaufen der dritten Amtsperiode des langjährigen Bischofsvikars für den Norden, Matthias Roch, sich dieser einen Abschnittswechsel in seiner Biographie wünschte, erklärt der designierte neue Bischofsvikar Weihbischof Stephan Turnovszky zu den Beweggründen des kommenden Wechsels im Vikariat Nord der Erzdiözese Wien. Kardinal Christoph Schönborn habe mit ihm mehrere Gespräche geführt und er seine Bereitschaft für die neue Funktion zugesagt.
Angenehm sei der Zeitpunkt für alle Beteiligten, so Weihbischof Turnovszky gegenüber Erzdiözese-Wien.at, "weil es uns erlaubt, über die nächsten Monate diese Nachfolge vorzubereiten", freut sich der Wiener Weihbischof, der Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz und innerhalb dieser Referatsbischof für Kinder- und Jugendpastoral ist.
Das Vikariat Unter dem Manhartsberg ist Weihbischof Stephan Turnovszky gut bekannt. Denn als er fünf Jahre für die Seelsorge in den Pfarren Großmugl und Herzogbirbaum verantwortlich zeichnete, lebte er im Pfarrhof in Stockerau. "Wegen der Communio im Pfarrhof nahm ich das Pendeln seinerzeit auf mich", erinnert sich der Weihbischof. Auch durch Visitationen der Dekanate Laa-Gaubitsch und Zistersdorf kennt Stephan Turnovszky das Leben im Nordvikariat gut. Ob er zukünftig an mehreren Tagen wie sein Vorgänger im Bildungshaus Schloss Großrußbach residieren wird, "kristallisiere" sich in den nächste Monate heraus, so der designierte Bischofsvikar.
"Das Nordvikariat ist unter den drei Vikariaten der Diözese das homogenste", lautet die Momentaufnahme von Weihbischof Stephan Turnovszky. Es gebe eine Ähnlichkeit in der Seelsorge, es fehlten ganz große Ballungszentren sowie Wiener Neustadt im Süden. "Natürlich gibt es Stockerau, Mistelbach und Hollabrunn", ergänzt er, doch es gebe auch etwas Ähnliches, "das ist der ländliche Raum, die dörfliche Strukturiertheit", beschreibt der designierte neue Bischofsvikar die Region seines zukünftigen Wirkens.
Die Herausforderung der nächsten Jahre werde darin bestehen, den diözesanen Erneuerungsprozess im Nordvikariat umzusetzen. Das bedeute entsprechend den Vorgaben von Erzbischof Christoph Schönborn, darauf zu schauen, "was kann das für unsere Seelsorge im Norden bedeuten", definiert Weihbischof Turnovszky. "Was bedeutet "mission first", also zuerst die Mission, die Weitergabe des Glaubens, das Bringen der Frohen Botschaft", ergänzt der Wiener Weihbischof. Da müsse man "einmal wissen, wer sind denn die Menschen, die auf die Frohe Botschaft warten, also hinschauen auf die Menschen, die da leben", ist sich der kommende Bischofsvikar der Herausforderungen sicher. Auch "Jüngerschaftsschulungen" führt er an sowie den Blick auf bereits "lebendige, florierende Strukturen im Nordvikariat". Dabei gehe es auch um die Frage priesterlicher Präsenz: "Wir haben jetzt einfach weniger Priester zur Verfügung, als es früher gewesen ist: 'Wie gehen wir damit um, wie gestalten wir das', lautet die Frage", so Weihbischof Stephan Turnovszky.
Weihbischof Stephan Turnovszky beschreibt seine Programmatik in der kommenden Funktion als Bischofsvikar Unter dem Manhartsberg als "sowohl als auch". Man benötige nicht Modelle, die flächendeckend überall gelten, sondern "wir werden verschiedene Modelle, verschiedene Angebote haben, entsprechend den Begabungen und Interessen von Priestern und auch entsprechend der verschiedenen Bedürfnissen von verschiedenen Gläubigen", benennt der Weihbischof die Herausforderungen. Als Beispiel stellt er die Frage: "Ist es besser, dass Gläubige sich ins Auto setzen und zu einer Eucharistiefeier fahren, wenn keine im Ort angeboten wird, oder ist es besser, dass eine Wort-Gottes-Feier im Ort gehalten wird, auch wenn das keine Heilige Messe ist?" Seine Antwort darauf lautet auch hier: "Wir werden dringend ein Sowohl-als-auch brauchen, ohne dass die einen die anderen schlecht machen".
Er sei sehr dafür, dass sich Menschen ins Auto setzen würden, die die Würde und den Wert der Eucharistiefeier so hoch schätzen und erkennen, dafür lohne sich das Fahren in eine andere Gemeinde. Es sei aber nicht gut, diese als "Gemeindeflüchter zu brandmarken". "Da müssen wir schon sagen: Es ist wichtiger, dass es eine Wort-Gottes-Feier im Ort gibt, als dass es nichts gibt und die Menschen an keinem Gottesdienst am Sonntag teilnehmen", ist für Weihbischof Turnovszky klar und ergänzt: "Das ist nicht schlechtzureden, sondern ein ernsthaftes Angebot". Wichtig ist ihm, dass jede Wort-Gottes-Feier am Sonntag, die keine Eucharistiefeier ist, eine eucharistische Note habe, die ganz klar den Zusammenhang zur Eucharistiefeier darstelle. "Dafür werde ich als Bischofsvikar stehen, das zu profilieren und da auch kreativ zu sein", kündigt Weihbischof Stephan Turnovszky an.
Nach seiner Erfahrung haben sich im Nordvikariat der Erzdiözese Wien sehr viele Menschen in den Pfarren mit gemeinderelevanten und liturgierelevanten Themen immer schon auseinandergesetzt. "Fast überall, wo ich hinkomme, gibt es Menschen, die sich für Liturgie interessieren, die ein Gespür für Liturgie haben", freut sich der designierte Bischofsvikar auf die kommenden Begegnungen. "Ich möchte einfach gerne dort fortsetzen, wohin schon so gut geführt worden ist", unterstreicht er. Weihbischof Turnovszky möchte in seiner künftigen Aufgabe besonders auch die Lebensrealität der Menschen im Vikariat erkunden. Dazu gibt es verschiedenen Ideen der Begegnungen.
Weihbischof Stephan Turnovszky ist es auch wichtig den Dank an den mit 31. August 2012 aus seinem Amt scheidenden Bischofsvikar Mathias Roch zu bekunden: "Er ist so etwas wie ein Vater des Nordvikariats geworden, ein äußerst authentischer Bischofsvikar", unterstreicht sein designierter Nachfolger. Er werde "versuchen, seinen Weg zu gehen", aber er werde sich "ganz sicher um Kontinuität bemühen und dankbar das aufgreifen", was sein Vorgänger als Bischofsvikar im Vikariat Unter dem Manhartsberg Gutes geleistet habe, verspricht Weihbischof Stephan Turnovszky, der als erster Wiener Weihbischof im Nordvikariat als Bischofsvikar tätig sein wird.
Das Vikariat Nord ist mit 241.483 Katholiken (per 1.1.2012) die kleinste der drei regionalen Untereinheiten der Erzdiözese Wien (nach dem Vikariat Stadt mit 684.376 und dem Vikariat Süd mit 343.886 Katholiken). Es hat unter den Vikariaten die höchste Pfarrdichte mit 275 Pfarren, von denen die kleinsten weniger als 150 Katholiken haben.