"Das Wichtigste ist, dass junge Menschen gute Erfahrungen mit dem Glauben machen." Das betont der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky im Interview mit der "Wiener Zeitung" (Wochenend-Ausgabe). Turnovszky ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Jugendfragen zuständig. Er habe den Anspruch, den jungen Menschen den Erfahrungsschatz der katholischen Kirche nahezubringen, "was die Lehre der katholischen Kirche ist - das heißt, geronnene Lebenserfahrung über die Jahrhunderte mit dem Glauben". Es sei ihm aber wichtig, so der Bischof, "den jungen Leuten die Freiheit zu lassen, das katholische Angebot zu wählen oder nicht, aber sie sollen es kennen".
Eine katholische Sozialisierung sei hilfreich, "weil Jugendliche erfahren, dass ihre Eltern, ihre Familien, ihre Freunde und Bezugspersonen Lebenshilfe aus dem Glauben erfahren", doch gebe es eine solche Sozialisierung freilich in wesentlich geringerem Ausmaß als früher. Deshalb brauche es auch besondere "Erfahrungsräume, in denen Jugendliche dieses Erlebnis machen können: Glaube hilft mir, und ich treffe junge Menschen, die erlebt haben, dass der Glaube ihnen hilft".
Auf die Pandemie und die damit verbundenen Sorgen und Ängste angesprochen, meinte Turnovszky, dass die Seelsorge schwieriger geworden sei. "Es wird sicher nicht gelingen, an dem Punkt anzuknüpfen, an dem wir vor der Krise waren. Aber das muss auch gar nicht der Anspruch sein. Der Anspruch muss sein, Menschen beizustehen und zu helfen, die in dieser Krise Ängste haben - und zwar unterschiedlichste Ängste, da soll die Kirche für alle da sein."
Seine Sehnsucht sei es, "dass die Kirche dazu beitragen möge, dass in unserem Land die seit der Pandemie auseinanderstrebenden Kräfte stärker ins Gespräch kommen". Und: "Hilfe zur Bewältigung von Angst anbieten - das, glaube ich, ist das Gebot der Stunde, nicht die Rückkehr zur sogenannten Normalität."