Natürlich geht es um Wahrheit, sonst wäre die Frage nach Gott ja uninteressant. Zugleich sprechen wir da über einen Bereich, der zwar wirklich, aber jenseits der Grenze naturwissenschaftlicher Erforschbarkeit liegt. Das ist uns aus anderen Lebensbereichen vertraut, etwa von der Liebe. Wenn Sie sich drei Paare vorstellen und sich fragen, wer von ihnen am meisten liebt, wird Ihnen Naturwissenschaft nicht weiterhelfen. Wie kann man aber dann die Frage nach der Liebe oder ganz allgemein nach der Wahrheit ergründen? Da sind wir beim Kerngeschäft der Religionen.
Ich sehe das so: Es gibt nur eine Wahrheit, sonst wäre sie ja nicht Wahrheit. Die ultimative Wahrheit ist das Wesen Gottes. Nur ist Gott uns Menschen rätselhaft verborgen. Da und dort blitzt jedoch etwas von Seinem Wesen in unserer Welt auf. Die christliche Tradition nennt das „Offenbarung“ Gottes. Das kennen auch andere Religionen.
Aus christlicher Sicht besteht der Unterschied zwischen den Religionen nicht in der Wahrheit, sondern in der Klarheit: Es geht ja allen um das große Geheimnis, das uns umgibt und das wir Gott nennen. Jede Religion spricht darüber zwar ähnlich, aber doch unterschiedlich, je nach ihren Offenbarungen. Das Besondere am Christentum ist, dass es von einer ultimativen Offenbarung Gottes in Seiner Menschwerdung in der Person Jesu von Nazareth spricht. Klarer kann Gott nicht zeigen, wie er sich das Menschsein ersehnt, als wenn er selbst Mensch wird.
Aus diesem Grund halte ich den christlichen Zugang nicht für wahrer, sehr wohl aber für klarer als den jeder anderer Religion.
Ihr + Stephan Turnovszky