Der Bischofsvikar über den Tod in unserer Gesellschaft und Sterbebegleitung statt Sterbehilfe
Mit Tod und Sterben tut sich unsere Gesellschaft sehr schwer – dabei kommt doch gerade um dieses Thema mit Sicherheit niemand herum. Wie wichtig ist deshalb eine engagierte Begleitung Sterbender zu deren Wohl, aber auch zum Wohl der Begleitenden!
Stattdessen wird das Sterben oft verdrängt und von manchen einfach an die Profis abgegeben. Das kann zu einer Kommerzialisierung des Todes führen. Manche fordern sogar die Straffreistellung der Beihilfe zum Suizid. So befasst sich der österreichische Verfassungsgerichtshof derzeit mit der Frage, ob „aktive Sterbehilfe“ und „assistierter Selbstmord“ ermöglicht werden könnten. Mögliche Befürworter berufen sich dabei auf das vermeintliche Recht auf den freien Willen. Das klingt so nett, in Wahrheit wird aber mit dem Stichwort Barmherzigkeit Schindluder getrieben. Barmherzig ist einer, der sich das Wohl des anderen etwas kosten lässt, nicht einer, der am Tod des anderen verdient.
Freilich ist mir bewusst, dass es unermesslich leidende und einsame Menschen gibt. Ihnen sollten wir mit menschlicher Zuwendung, mit Aufmerksamkeit, Nähe und Zeit begegnen. Daran fehlt es, da sollte unsere Gesellschaft investieren. Genesene Kranke erzählen, dass sie sich genau das in ihren dunklen Stunden gewünscht haben: einen Menschen an ihrer Seite, der ihnen die Hand hält, der einfach da ist und die Zuversicht stärkt.
Es ist viel anspruchsvoller, Krankheit, Schmerzen und den Tod von lieben Menschen mitzuerleiden, als wegzuschauen oder beim Suizid zu assistieren. Aber es macht auch nachhaltig glücklicher, weil einem selbst in diesen unverfügbaren Stunden unvergessliche Nähe geschenkt wird, für die viele den Rest ihres Lebens dankbar bleiben. So danke ich an dieser Stelle den unzähligen selbstlosen Menschen, die ihre Angehörigen pflegen oder sich liebevoll um sie sorgen. Danke auch den vielen ÄrztInnen und PflegerInnen, die ihren Dienst liebevoll und einfühlsam verrichten! Das ist der Boden für eine wahrhaft menschliche Welt, in der der Tod nicht verdrängt wird, sondern ein angenommener Teil des Lebens ist.