Über seine Zeit in Quarantäne und Gebete in den eigenen vier Wänden.
Unlängst war ich eine Woche lang in Selbstisolation nach Kontakt zu einem inzwischen positiv getesteten Menschen. Wie sich nach den Tagen der Quarantäne herausstellte, wurde ich nicht krank, bin auch nicht infiziert. Wie betet ein Bischof in Isolation? Kaum anders als alle anderen betenden Menschen!
Ich hatte etwas mehr Zeit und Ruhe zum Beten, dafür andererseits eine größere innere Unruhe durch die außergewöhnlichen Umstände und die allgegenwärtige Anspannung. Ich habe eine Gebetsecke in meiner Wohnung, dort habe ich mich verstärkt aufgehalten. Ich habe alleine gesungen, das geht ganz gut, und in der Bibel lesen sowieso. Meine stille Gebetszeit der Zwiesprache mit Gott und der Rosenkranz sind beide geeignet für das Gebet alleine.
Durch das Stundengebet (= Breviergebet) bin ich mit allen Menschen, die es beten, vernetzt geblieben, in diesen Tagen noch bewusster. Schwieriger ist es mit der Messfeier. Für mich als Priester (und Bischof) ist die tägliche Feier der heiligen Messe zentral in meinem geistlichen Leben. Sie ist jedoch notwendig auf die Beteiligung anderer Menschen hin angelegt, denn sie dient ja nicht der privaten Heiligung des Priesters, sondern ist Tun des Volkes Gottes unter dem Vorsitz des Priesters.
Da haben mir die Medien geholfen: Ich habe mit anderen Menschen gemeinsam via Videokonferenz gefeiert, aber auch Messübertragungen im Fernsehen sind hilfreich. Wer betet, ist nie allein. Egal, ob man niemanden an seiner Seite hat oder nur wenige, wie in der Familie, betende Menschen stehen immer im großen Netzwerk der christlichen Gebetsgemeinschaft. Wenn Sie gerade mit Ihren Kindern ein Gute-Nacht-Gebet sprechen, so sind Sie verbunden mit den vielen, die das jetzt gerade auch tun, womöglich sogar Menschen in Ihrer Nachbarschaft, und sogar mit den Heiligen im Himmel! Falls Sie Hilfen fürs Gebet zu Hause suchen, empfehle ich Ihnen unser „Gotteslob“ oder auch www.netzwerk-gottesdienst.at.
Ich war schon froh, als die Zeit der Isolation zu Ende war, auch weil ich wieder mit anderen gemeinsam beten konnte. Und doch habe ich erfahren, dass ich dennoch immer verbunden gewesen war. So grüße ich Sie herzlich und erbitte Ihnen Gottes Segen im Bewusstsein, übers Gebet mit Ihnen verbunden zu sein!