Über die Wichtigkeit von Vertrauen in unserem Zusammenleben.
Natürlich kann man sich dauernd Sorgen machen. Man muss aber nicht. Man kann auch vertrauen – bitte mit Augenmaß. Den Kindern, dass sie – ihrem Alter entsprechend – Gefahren abschätzen können. Der Regierung, dass sie sich bemüht, zum Wohl der Bevölkerung zu handeln. Der Medizin, dass es ihr nicht um schnellen Profit, sondern um nachhaltige Gesundheit geht. Ich bemühe mich, solange zu vertrauen, bis man mich vom Gegenteil überzeugt. Damit lebt es sich nicht naiv, sondern menschenfreundlicher und leichter. Obendrein entspricht es meiner religiösen Grundüberzeugung, die darin besteht, dass ich Gott vertraue.
Vertrauen ist der Kitt unserer Gesellschaft. Weder Partnerschaften noch Staaten funktionieren ohne Vertrauen. Wir brauchen in jedem Lebensbereich Vorschussvertrauen und nicht Vorschussmisstrauen! Es beruht darauf, im anderen Menschen zunächst gute Motive zu vermuten und nicht böse. Der lateinische Ausdruck dafür, über einen anderen Menschen gut zu sprechen, heißt „benedicere“, auf Deutsch: Segnen.
So lade ich Sie dazu ein, das Jahr segnend zu beginnen (Ja, das Segnen ist nicht den Klerikern vorbehalten.). Beim Segnen gibt es Steigerungsstufen: Sie können einem Menschen etwas Gutes sagen. Sie können mit Dritten über einen anderen gut sprechen. Sie können mit Gott über diesen gut sprechen, das heißt, für diesen Menschen beten. Sie können der Person ein Kreuz auf die Stirn (oder mit Corona-Abstand) machen und damit ausdrücken: Gott steht zu dir, vertraue Ihm!
Wir österreichischen Bischöfe laden Sie ein, sich für die ersten Tage des neuen Jahres dem gemeinsamen Gebet „Mit Gott-Vertrauen das Neue Jahr beginnen!“ anzuschließen. Die entsprechende Gebetsunterlage finden Sie unter www.netzwerk-gottesdienst.at oder (hoffentlich) in ausgedruckter Form in Ihrer Pfarrkirche.
Beginnen wir das Jahr 2021 mit Vorschussvertrauen, letztlich auf Gott. Dieses Vertrauen sei Ihnen wie der Notenschlüssel zum Neuen Jahr!
Gott schenke Ihnen ein Jahr voller Segen!