Weihbischof Stephan Turnovszky Kolumne „Brückenbauer“, Der Sonntag, 2023-04
Antwort des Brückenbauers:
Der Schutz und die Bewahrung der Schöpfung gehören zum Auftrag Gottes an den Menschen und sind überdies eine Form der Nächstenliebe gegenüber den zukünftigen Generationen. Aus diesem Grund verbietet sich manches Handeln kategorisch. (zB Tierquälerei oder „Littering“, das egoistische Entsorgen von Müll aus dem fahrenden Auto per Hinauswurf.) In den allermeisten Fällen liegen die Dinge aber nicht so klar, weil es um differenziertere Güterabwägung geht. Dazu gehört auch die Frage nach dem ökologisch verträglichen Verkehrsmittel, besonders schwerwiegend die nach dem Flugzeug, weil es die obere Atmosphäre belastet.
Ich schlage für eine Entscheidung für/gegen eine Flugreise Kriterien vor:
Ich persönlich halte es so, dass ich schon Jahre lang nicht mehr fliege. Urlaubsreisen plane ich prinzipiell ohne Verwendung des Flugzeugs. Beruflich nutze ich so oft wie möglich (und das ist wirklich sehr oft) die Bahn.
Dennoch werde ich heuer im Sommer einen Flieger besteigen: Auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Lissabon. Wir haben uns sehr darum bemüht, die Reise per Bahn zu organisieren, aber so etwas ist für eine Gruppe in Europa leider nach wie vor praktisch unmöglich. Jetzt werden wir mit dem Bus hinfahren und zumindest nur zurück das Flugzeug verwenden. Ein Kompromiss.
Für das Heilige Jahr 2025 überlege ich das Angebot einer Wallfahrt nach Rom. Wenn für das Reisebüro irgendwie machbar, natürlich per Bahn!
Patentrezepte gibt es also nicht, aber Reduktionsmöglichkeiten für Flugreisen eine ganze Menge.
Man könnte entgegen, dass individuelle Verhaltensänderungen nichts bewirken, solange die großen Verbraucher sich nicht ändern. Damit unterschätzt man die besondere Kraft der Liebe, die bereit ist, Opfer zu bringen. Jesus kommentierte die in absoluten Zahlen geringe Geldspende einer Armen in den Gabenkasten so: „Diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle anderen.“