Antwort des Brückenbauers:
Die Frage nach der Güte Gottes angesichts des Leides in der Welt ist tatsächlich nicht glatt zu beantworten. Die größten Theologen haben sich an dieser sogenannten „Theodizee-Frage“ abgemüht. Auch der Brückenbauer hat keine einfache Antwort, nur einen Hinweis: Jesus als Mensch und Gott löst die Frage auch nicht auf, sondern begibt sich mitten in sie hinein.
Er lebt innerlich ausgerichtet auf seinen guten Vater im Himmel und erleidet dennoch Furchtbarstes, den Tod am Kreuz. Er leidet schrecklich, und zugleich gibt es etwas in ihm, das über sein Leid hinaus auf Gott, seinen Vater, ausgerichtet bleibt. Das erahnen wir aus seinen uns überlieferten Worten am Kreuz, aber auch aus seinem ganzen Leben. Es sagt uns: „Mensch, hab keine Angst, nicht einmal vor dem Tod. Denn Gott ist nicht am Ende, wenn Menschenmacht nicht weiterkommt.“ Es wirkt so, als wäre für Gott (im Unterschied zum Menschen) tatsächlich der Tod nicht das Schlimmste. Das wird durch Jesu Auferstehung bestätigt. Gottes Macht und Liebe hat kein Ende, auch nicht im Tod.
Was mag dann für Gott das Schlimmste sein, wenn es der Tod nicht ist? Mir kommt vor, es ist ein Leben ohne Liebe, ein Leben, das sich nur um sich selbst kümmert nach dem Motto „Hauptsache Ich“. Das erscheint mir aus der Perspektive Gottes das Schlimmste zu sein. Wir nennen es Hölle.
Zurück zur Frage: Wo ist der gute Jesus? Er ist wohl dort, wo Menschen Kraft brauchen, um nicht an der Liebe zu zweifeln. Nicht an der Liebe Gottes, an der Liebe der Angehörigen und an der eigenen Fähigkeit zu lieben, gerade in Krankheit, Not und Verzweiflung.
Ich habe in Lourdes Wunder erlebt. Keine körperlichen Heilungen zwar, aber dass Menschen innerlich berührt und getröstet wurden und so ganz anders mit ihrer Krankheit leben konnten. Auch da war Jesus.
Ich erbitte der Fragestellerin und ihrem Mann: in erster Linie körperliche Heilung; aber genauso inneren Trost aus der Gewissheit, dass Gott endlose Liebe ist, auch im Leiden, endlos gut, noch über unseren Tod hinaus.