Antwort des Brückenbauers: Es ist großartig, dass ihr Ministranten, solche klugen und schwierigen Fragen stellt. Ich muss gestehen, dass ich auch um eine Antwort ringe.
Meine Vermutung heißt, dass es Jesus um die Liebe geht, und nicht ums Rechthaben. Damit meine ich, dass er sich als Auferstandener mitunter denen zeigt, die ihn lieben, oder die ihn lieb haben wollen. Das gibt es seit 2000 Jahren, dass Menschen, die eine Sehnsucht nach Jesus haben, ihn sehen oder hören oder von ihm träumen usw. Das gibt es auch heute. Ich möchte Jesus auch lieb haben, aber ich habe ihn noch nie gesehen. Aber dafür habe ich anderes erlebt, das ihr vielleicht auch kennt: Manchmal habe ich ein Gespür, eine innere Gewissheit, dass Jesus mir ganz nahe ist, dass er mich liebt, beschützt und begleitet. Das hat zwar nichts mit meinen Augen und Ohren zu tun, aber mit meinem Inneren, die Bibel sagt dazu „Herz“. Mit meinem Herzen habe ich Jesus schon gesehen. Das kann ich sagen.
Jetzt bleibt noch eine Folgefrage: Wenn Jesus sich denen zu erkennen gibt, die ihn lieben, wieso hat er sich dann dem Saulus vor Damaskus gezeigt, als dieser dort die Christen verfolgt hat? Wir wissen: Danach hat sich Saulus bekehrt und ist zum heiligen Paulus geworden. Ich vermute, dass es so gewesen sein könnte, dass Saulus Gott lieben wollte, aber in einer Art Verblendung gelebt hat. Er hat gemeint, dass Gott sich über seinen Eifer freut, aber er war auf dem Holzweg. Vielleicht hat er im Stillen gebetet: „Jesus, wenn du wirklich von den Toten auferstanden bist, dann zeige dich mir.“
Manchmal wünsche ich mir, dass Jesus sich deutlicher zeigen würde, all jenen, die das Herz am rechten Fleck haben, wie wir sagen. Ich vertraue darauf, dass Jesus weiß, was er tut, und hoffe, dass er sich im rechten Moment den rechten Leuten zeigt.
Danke für euren Dienst als Minis in unseren Pfarren! Ich wünsche euch viel Freude dabei. Suche Jesus mit deinem Herzen, dann wird er sich dir so zeigen, wie genau du es brauchst.
Euer + Stephan Turnovszky